Intimität im Tanz und atemberaubende Akrobatik
Juliane Voigt in der Ostsee Zeitung
[...] Das ist TanzZeit am Theater Vorpommern. In Greifswalder Theater war am Sonnabend Premiere auf der Hinterbühne.
Ihre Bewegungen wirken wie im Zeitraffer und es ist völlig unvorhersehbar, wo sie sich in der nächsten Millisekunde hinwenden werden, an welchem Bein sie sich vergreifen werden, wem sie an den Hals fallen, wie sie ihr Gegenüber herumzerren oder selbst in die Luft gewirbelt werden.
Es ist erst einmal zutiefst verunsichernd. „Blinzeln, Zwinkern und Drehen“ heißt das Stück für sieben Tänzer und Tänzerinnen von Maura Morales.
Man sieht da etwas, was man zunächst nicht sehen will. Aha, da ziehen sich Menschen aus. Das ist eine ziemlich intime Angelegenheit.
Und ein bisschen verschämt nähern sie sich denn auch der Bühnenkante.
Diese Art der Entblößung setzt sich im Spiel fort. Sie ziehen an sich herum. An der Zunge, an ihrer Haut, am Anderen. Natürlich stehen da zierliche Muskelpakete, aber man spürt, wie sie langsam in dieser unerträglichen Unmittelbarkeit eine Blase um sich bilden.
Die Energien von Außen, die Gier des Zuschauers braut sich zusammen
zu einer spürbaren Aura, der Gier des Zurschaustellens.
Maura Morales ist krass! Sie geht auch in ihren Soloprogrammen an Grenzen des unerträglich Selbstzerstörerischen. Eine Künstlerin,
die mit dem Musiker Michio eine künstlerische Einheit bildet. Das ist die Musik zur größten Party des ganzen Lebens. Die final zur Ruhe
kommt und sich in einer menschlichen Skulptur zurechtformt. Die Körper liegen am Boden, in der Mitte recken sich 14 Tentakel wie die
Fruchtstengel in der Blüte einer fleischfressenden Pflanze empor. [...]